Montag, 16. Februar 2009

Spachlosigkeit

(das Nachfolgende - vom Dezember 2007 - hatte ich verlegt und heute erst wieder ausgegraben)

Versteinerung, ohnmächtige Stille, Unfähigkeit etwas zu fühlen, Betäubung, Schmerzen im Kopf und im Bauch, trostlose Gedanken, kein innerer Antrieb, Farblosigkeit, leeres Denken im Gehirn, Kreisen der Gedanken, Ablaufen der letzten Stunden ohne Farbe, Hoffnungslosigkeit, neben mir mein toter Sohn, der Hoffnungsträger für vieles, unfassbarer Schmerz im Herz.
Wie konnte das passieren? Warum sagt mir das keiner? Wer ist für Gerechtigkeit zuständig? Warum wird der nicht bestraft? Was ist der Zweck? Was ist der Sinn? Wozu? Warum? Will man uns bestrafen? Will man uns demütigen? Will man uns verarschen? Will man uns zertreten wie kleine Käfer? - so fühle ich mich - in den Boden getreten und dann den Fuß drauf rumgedreht.
Wenn ich wählen könnte, dann lieber lebenslänglich und einen gesunden Sohn - das würde wenigstens Sinn machen.
Uns wurde alles genommen - die Hände sind leer - bald können wir nichts mehr anfassen von ihm - Unfassbarkeit.
Eine letzte Nacht habe ich zusammen mit meinem lieben Sohn Felix zusammen im Bett verbracht. In seiner Kälte geht er von mir. Ich kann ihn nicht halten. Er wandelt sich und verteilt sich bereits wieder an die Welt.
Er konnte nicht leben auf dieser Welt - er war nur gebaut um in seiner Mutter zu leben, da ging es ihm meistens gut. Beim Verlassen des Mutterleibs war sein Leben schon fast beendet. Er sah die Welt nie. Die Augen immer geschlossen. Er wollte und konnte nicht selbst atmen. Sein Körper war dazu nicht geschaffen.
Er sagte uns noch Tschüss und ging in rot-weißer Fahrt zu seinem blauen Stern - ein weißer Engel - ein Großer. In Liebe streichelte er seiner Mutter beim Abschied lange durchs Haar. Es tat ihm sehr leid. Er wusste wie schwierig es für uns war. Aber es stand nicht in seiner Macht. Er hat uns sein Leben gebracht und gelebt wie er es konnte. Es war nur ein Blitzbesuch nach seiner Geburt.
Das Leben ist wie das Leben eben ist und manchmal da hofft man im falschen Film zu sein, aber es ist leider unfassbare Wirklichkeit. Ich bin wie ein Fels unfähig zu trauern - fest und verschlossen - nur der Kopf arbeitet ratternd. Eine leere dunkle Zeit. Es ist immerwährende Nacht - eine Nacht voller Schmerzen - eine Nacht ohne Morgen - eine Nacht mit unendlicher Kälte - eine Nacht der Erstarrung.
Mein Gott warum hast du uns verlassen?

1 Kommentar:

  1. Ich nehme Dich und besonders in diesem Fall Doris immer wieder gern in den Arm! Ich wünschte nur, ich könnte Euch beiden zeigen, wie sehr ich das auch täte, in dem ich auch gern Felix und Lucy umarmen könnte!

    Euer mit Euch fühlen und trauernder Jo

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